War jung einst in den sechziger Jahren,

und hab viel Schönes da erfahren.

In Blüte stand das Wirtschaftswunder,

stets ging es aufwärts, nie hinunter.

 

Jung meine Frau und leicht zu lieben,

auch Kinder waren mir beschieden.

Dacht nicht daran, mich groß zu fragen,

konnt heiter Ja zum Leben sagen.

 

Nun bin ich alt und ziemlich matt.

Es fand ein Wetterwechsel statt.

Die Zukunft ist bewölkt, verhangen.

Viel Zuversicht ist uns vergangen.

 

Die ganze Erde ist gefährdet,

die Menschheit sich verrückt gebärdet.

Man kommt nicht nach mit kritisiern,

und könnte den Humor verliern.

 

Verfolgt das Böse nicht zu sehr,

sprach einst Bert Brecht; recht hatte er.

Was heißt verfolgen? Sich fixieren!

Erst recht kann Schlimmes so passieren.

 

Nie wird je ausgerottet sein,

das Böse  –   schlag man noch so drein!

Vielmehr ein Übermaß  an Gutem

vonnöten wär, steht zu vermuten.

 

Würd Negatives überwunden,

wär rechter Sinn noch nicht gefunden.

Es könnt entstehn ein Vakuum,

verschlingen Freuden rundherum.

 

Den echten Sinn vermag zu finden,

–  wie die Propheten es verkünden  –

wer auf die Such sich ehrlich macht,

auch wenn er weint, nicht immer lacht.

 

Könnt ich nicht  positiver denken?

Gott würde Gutes gern mir schenken,

wenn anzunehmen ich bereit,

wie er erlöst mich und befreit.

 

Warum bin ich so lang gewesen

vorwiegend fasziniert vom Bösen?

Wieso macht alle Welt Geschäfte,

damit, wenn es doch keiner möchte?

 

Die Stimmung ist, wie unsere Klage,

womöglich schlechter als die Lage.

Die freilich ist schon arg genug.

Wird besser nicht durch Lug und Trug.

 

Ein jeder darf die Meinung sagen

in unseren aufgeklärten Tagen.

Doch wachsen weiter Angst und Grauen,

wenn man den Menschen nicht kann trauen.

 

Das Gute wird nicht dadurch siegen,

dass wir das Böse hart bekriegen.

Dass Minus zum Quadrat macht plus

glaubt nur der Mathematikus.

 

Ja, anderen Glauben brauchen wir:

Gott ist mit uns, mit dir und mir,

auf dass wir streben nach dem Licht.

Daran verbrennen wir uns nicht.

 

Wir sind so schrecklich weit gekommen,

weil selbst wir in die Hand genommen

des Menschen Schicksal auf der Erd,

die nicht zum Missbrauch uns gehört.

 

Wir habn sie besser nicht gemacht,

ja nahezu schon umgebracht.

Lasst ab vom faulen Wirtschaftswunder!

Sonst gehn Natur und Menschheit unter.

 

So gilt es, schleunigst umzukehren,

zu ändern sich und zu bekehren.

Gemeinsam Gutes umzusetzen,

statt auf einander los zu hetzen.

 

Verfolgt das Böse nicht zu sehr,

lauft hinter ihm nicht ständig her!

Nehmt euer Kreuz und Ungemach

auf euch; Verführern folgt nicht nach.

 

Ist auch der Weg nach oben steil,

in Reichtum, Macht liegt nicht das Heil.

Lasst kämpfen uns trotz Gegenwind,

derweil wir Gottes Kinder sind.

 

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