Als meine Mutter mich entbunden,

hab ich  mich einfach vorgefunden

wie ein lebendiges Wunder Gottes

in einer Welt des Kältetodes.

 

Zum Glück war ich da nicht allein,

so durfte ich geborgen sein.

Begann zu fühlen, dann zu denken,

früh zu empfangen, spät zu schenken.

 

Ich habe mich nicht selbst gemacht,

womöglich wurd ich ausgedacht.

Ich weiß, mein Ursprung war ein Tier.

Noch immer lebt es gern in mir.

 

Zwar komm ich aus Vergangenheit,

doch Gegenwart erfreut mich heut.

Auch Angst ist da und viele Fragen,

was mir dies Leben wohl will sagen.

 

Woher ich komm, wohin ich geh?

Ich nur ein Stück des Weges seh.

Bis hin zum Tod, der sicher kommt.

Gott geb, dass sich das alles lohnt.

 

Ist Wunsch, nicht Wissen, seh es schon;

der Skeptiker ahnt: Projektion.

Doch solche wär Gefangenschaft,

nicht Freiheit, Schönheit, Lebenskraft.

 

Das Leben will sich blühend regen,

nicht resigniern, dem Tod ergeben.

Es kämpft, ist strebend stets bemüht,

und fühlt, dass es noch Höheres gibt.

 

Nicht selten wirst du‘s nicht verstehen,

selbst wenn von hinterher besehen.

Und leben lässt sich nur nach vorn,

zum Risiko sind wir erkorn.

 

Dem Höheren sich hinzugeben,

darauf zielt alles Leben, Streben.

So grausam auch Evolution:

mehr ist sie schon als Projektion.

 

Und all dies ist dir überlassen,

in einen Namen schwer zu fassen.

Ich täusch mich oft, so lang ich leb,

und immerhin nach Wahrheit streb.

 

Die ganze Wahrheit ist zu groß.

Was Leben braucht, ist Liebe bloß.

Ein Stückchen nur, die hält mich schon.

Nenn’s, wenn du willst, auch Religion.

 

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