Es ist zwar Unsinn, hat jedoch Methode:

Was ich da reime spottet jeder Mode.

Dann schwante mir, allmählich wurde klar,

wie seltsam meine Wohngemeinschaft war.

 

Viel schöne Verse hab ich nicht erfunden,

zu guten Weinen fehlt mir das Bukett.

Doch hab ich eine Bleibe aufgefunden,

wo ich mich liebend gerne eingerichtet hätt.

 

Mein Dichterstübchen fände sich im Keller.

Darüber haust vergnügt, im ersten Stock,

Hanns Dieter Hüsch. Er war um einiges heller.

Ist leider schon seit einigen Jahren tot.

 

Im zweiten Stock find ich drei weitere Leichen,

Tucholsky, Kästner, und den Morgenstern.

Sie schrieben scharf, um Steine zu erweichen.

Nicht alle haben solche Künstler gern.

 

Im dritten Stockwerk spukt ein Junggeselle.

Klopft gerne auf die Finger, nennt sich Busch.

Er reimt zu schräg und zeichnet auf die schnelle,

zudem sagt man ihm nach, er war ein Bsuff.

 

Etage Nummer vier bewohnte Heine.

Ist mir als Vorbild allzu weit entrückt.

Es waren hochpoetisch seine Reime.

Von meinen aber keiner dich entzückt.

 

Im Dachgeschoß befindet sich ein Penthaus,

dem Himmel also näher als der Rest.

Wer wollte da mit seinen Versen hoch raus?

Plagt sich da oben, atmet, lebt und west?

 

Ja, Hand auf’s Herz: ihr werdet kaum erraten,

die Schöpfer so verschiedner  Geistestaten.

Ein ungleich Paar, und damit mach ich Schluss:

Bert Brecht; und  –  Angelus Silesius.

 

Mich hätten Goethe, Schiller sehr verlacht,

weil groben Unfug ich hervorgebracht.

Wie überhaupt kommt so ein Zwerg zum Zug?

Ein einziger ist schon zuviel, mehr als genug.

 

Auf Riesenschultern keck,  beinah gewitzt,

doch unbedarft, der Zwerg weit oben sitzt.

Ob dadurch er ein Stückchen Neues sieht?

Er eher wohl  vergeblich sich bemüht.

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