Der Mensch bedenke seinen Tod.

Dass dieser bring ihn nicht in Not,

die Spannung der Unendlichkeit

versöhn ihn mit der Sterblichkeit.

 

Im Mittelalter gab’s die Angst

man wäre ewiglich verloren.

Als ein moderner Mensch du bangst

du wärst zu nah am Tod geboren.

 

Da stehst du nun und bist bereit

für unser Meer der Möglichkeiten,

Es auszuschöpfen gilt‘s noch heut

zu unseren kurzen Lebenszeiten.

 

Weil Zeit ist Geld, muss man davon,

so viel es geht, zusammenraffen.

Gelingt  nur mühsam mit dem Lohn,

den uns die Chefs noch übrig lassen.

 

Geschäfte mache, sei nicht dumm.

Man hat auch dann noch viel zu tun,

doch kommt wohl schneller an das Geld,

wer wenig von Gewissen hält.

 

Besorgst dir eine dicke Haut?

Womöglich wird die Seel versaut.

Und all das viele, schöne Geld,

am End dir doch der Tod vergällt.

 

Das könnte sein, wenn alles aus,

sobald du gehst aus deinem Haus.

Ist es dir schließlich schnurzegal,

wie du verlässt dies Jammertal?

 

Wozu  wärst du wohl hier gewesen?

Die Frag nach Sinn erübrigt sich?

Nur, wenn verdunstet ist dein Ich,

dann kannst du Höheres vergessen.

 

Dran rückgebunden, hoffe ich

es werde etwas von mir bleiben.

Darum hab weniger ich gehetzt,

leb leidlich froh, wenngleich bescheiden.

 

Die Spannung mir erhalten blieb.

Ich merk noch nichts vom Todestrieb.

 

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