Neunzig Jahr, helles Haar,

so steht Syl vor mir.

Rundum klar, echt und wahr,

Wesen?    –   wohl auch Kür.

Ahnt jedoch: Wenn ungestüm,

manchmal strapaziös ich bin.

 

Dankbar ist er, nicht vergisst,

Schönes, das gewesen ist.

Heiterkeit, Gutes, Freud,

er noch voll genießt.

 

Wer so viele Berg bezwang,

lebte intensiv und lang,

ward gebraucht, geliebt, geküsst:

Klar, dass er zufrieden ist.

 

Reifte künstlerisch heran.

Packte mutig Neues an,

streng, sensibel, doch spontan.

 

Ist, nachdem er  Stoff beworben,

Art Direktor noch geworden.

Machte Graphik. Teppich‘ auch:

durchgewebt    –   nicht Schall und Rauch.

 

Wehmut wirft ihn nicht zurück.

Lange Jahr erfuhr er Glück.

Eh der Augenblick verrinnt,

Ewigkeit darin er findt.

 

Menschen, die romantisch sind,

stets belebt  ihr inneres Kind,

dessen Schwung, Lust und Mumm,

mehr ist  als Erinnerung.

 

Syl, der jetzt ein Neunzger ist.

blieb Romantikspezialist.

Trotzdem mit dem innerem Aug

Welt und Menschen klug durchschaut.

Viel sich lohnt, wie es kommt,

wenn Gelassenheit uns frommt.   –

 

Syl, einst hast Du mir verpasst,

dass Du lieber Kurzes hast.

Manches hast Du noch zu tun.

Zeit, dass dieser Teil sei um.

 

Ließ beiseite Leid und Schmerz,

quälen wollt dich nicht zum Scherz.

Möcht nicht, dass man mir es tu;

füg es Dir erst recht nicht zu.   –

 

Dieser Text ist nur ein Anfang,

Noch ein weiterer folgt zum Abgang.

Bleibe deiner Linie treu,

bis dann kommt der Tod herbei.

 

Dies war etwas  Senf dazu.

Kleine Pause. Geb bald Ruh!

Mein Gedicht, ein Leichtgewicht,

ist  entbehrlich  –   etwa  nicht?

 

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