Wie tickt der Linke, fühlt der Rechte,
wer ist der Gute, wer der Schlechte?
Das scheint mir reichlich kompliziert,
wenn man genau analysiert.
Sind Rechte stets konservativ?
Bewahren Werte instinktiv?
Da ist was dran, doch kommt‘s drauf an,
was man als Wert bezeichnen kann.
Zum Beispiel Fleiß und Redlichkeit
die Tugend der Beständigkeit:
Es lohnt sich schon, die gut zu pflegen,
anstatt beiseite sie zu legen.
Das fällt so manchem gar nicht leicht,
kein Wunder, dass der nichts erreicht.
Wer fair erwirbt sein Eigentum,
muss trotzdem schlau sein, nicht zu dumm.
Das Eigentum gilt‘s zu bewahren,
ansonsten drohen viel Gefahren
vom Anderen, der leider schlecht,
weil er das Meine gerne möcht.
Kann neidisch sein, der Underdog.
Wer nüchtern sich nicht selbst belog,
der weiß: Nicht alle Neuerungen
sind zu betrachten als gelungen.
So hält man denn an Werten fest,
den materiellen nicht zuletzt.
Wenn nur nicht bleiben solche Rechten
konservativ, jedoch im Schlechten. –
Fortschrittlich ist, wer Neues liebt,
wovon es sehr Verschiednes gibt.
Hauptsache neu? Sein Bauchgefühl
das sag ihm, was er lieben will.
Er glaubt, durch Neues auf der Erden,
kann vieles nur noch besser werden.
Zufrieden kann er niemals sein,
und fällt auf Illusionen rein.
Das Alte, wie es oft besteht,
ist wert, dass es zugrunde geht.
Ihn, als gefühlten Underdog,
um Privilegien man betrog.
Zwar strebt er Ideale an,
so gut es geht, soweit er kann.
Doch wenn er’s tut auch mit Gewalt,
wird oft sein Herz erschreckend kalt.
Er hält die Menschen meist für gut,
hat auf Institutionen Wut.
Und notfalls über Leichen geht,
weil alles besser er versteht.
Man sieht schon jetzt womöglich ein:
Man steck in Laden nicht hinein
die Linken hier und da die Rechten.
Nie findest du den ganz Gerechten.
Wie Kästner sagt, gibt es nichts Gutes,
es wäre denn, dass jemand tut es.
Was gut gemeint, wird schlecht getan.
Das sieht man unserer Welt schon an.
Ob Underdogs, ob Rassehunde,
ein jeder hat so seine Wunde.
Gerechtigkeit sollst du erstreben.
Barmherzigkeit bewahrt das Leben.
