Wo immer findet Denken statt,

es jeweils eine Richtung hat.

Erst recht beim Wunsch. Sieh gut dir an,

an welches Ziel er führt heran.

 

Ist Denken, Wünschen nur genehm,

wenn man erreicht das Ziel bequem?

Gottlob scheint mir das nicht der Fall,

wenn jemand sucht ein Ideal.

 

Ist das nicht eher gut als schlecht?

Stimmt meine Richtung, ist sie recht?

Wünsch ich mir, dass ich besser sei,

so setzt das gute Kräfte frei.

 

Wär auch zu Folgendem imstand:

Ich steck den Kopf tief in den Sand.

Will manches Gute gar nicht sehn.

Zu mühsam, statt bloß angenehm.

 

Wenn Gott ich denk als Ideal,

ist dies wohl weniger fatal

als wenn ich leugne, dass er ist,

weil ich sonst anders leben müsst.

 

Der Mensch sieht, was er sehen will,

sei‘s Gutes, Schönes, oder Müll.

Der lernt am besten Gott zu trauen,

der wagt, zu ihm empor zu schauen.

 

Franz Werfel meint, wenn Durst sei da,

wär so etwas wie Wasser nah.

Woher sonst Durst? Wonach dann strebt

dies alles, was auf Erden lebt?

 

Für Feuerbach NUR Projektion

ist Gottes Antlitz. Reicht das schon?

Durch eine Wand ist uns verhüllt

sein unerträglich strahlend Bild.

 

Wir können nur, was wir erfahren,

für unsere Phantasie bewahren,

bedenken und extrapolieren;

ein Abbild uns vor Augen führen.

Man bleibe aber nicht zu stur

bei dem vertrackten Wörtchen „nur“.

 

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