Vor langer Zeit hab’ ich  gelesen

von einer Frau, die einst gewesen

als Lehrerin streng und beliebt,

obwohl sie oftmals Strafen gibt.

 

Die Kinder aber spürten gut:

nicht als Vergeltung, nicht aus Wut.

Aus Liebe strafen voller Gunst,

das nenn ich eines Arztes Kunst.

 

Wie soll das gehen? Ist es glaublich,

dass Leid zum Lieben wäre tauglich?

Das gilt gewiss nicht allgemein.

Notwendig muss solch Leiden sein.

 

Notwendig ist es immer dann,

wenn es nur so gelingen kann

noch größren Schaden abzuwenden.

So liegt es in des Arztes Händen,

dass kurzen Schmerz er muss bereiten,

um längren, schlimmren zu vermeiden.

 

Ein junges Kind, so wie das Tier,

kann fühlen schnell: Weh tut es mir.

Hat später Zutraun es gewonnen,

glaubt, dass der Lehrer wohlgesonnen,

dann kann es sein   –    als Ideal,

dass es begreift    –   im besten Fall:

 

Ja, diese Strafarbeit muss sein!

So prägt es sich mir besser ein,

um gleichen Fehler zu vermeiden.

Dazu helf mir dies kleine Leiden.

 

Gesegnet, wer sein Tier im Mann

auch als Erwachsner zähmen kann;

statt loszuprügeln sinnvoll straft,

und handhabt Macht als gute Kraft.

Das dünkt mich dann ein Pädagog,

der nicht sich in die Tasche log.

 

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