Unter anderen feschen Alten
siebzig plus, doch geistig frisch,
sitzt Du, Hedi, gut erhalten,
fröhlich am Geburtstagstisch.
Tüchtig in gar vielen Künsten
Nimmst Du’s auf noch mit den Jüngsten.
Immer noch bewegst Du viel:
Schaffen, Schwimmen, Orgelspiel.
War für Dich nicht gar so leicht
bis den Siebziger Du erreicht.
(Bis zum Sechziger die Geschicht
preist ein früheres Gedicht.)
Seitdem kam noch, generös,
ein Jahrzehnt, das strapaziös.
Freud und Leiden, bunt gemischt,
mancher Schlag hat uns erwischt.
Mit der Zeit geriet Dein Joggen
morgens mehr und mehr ins Stocken.
Doch bis heut nicht abzuringen
ist Dir das geliebte Schwimmen!
Hilfreich für Theresia,
bist du schnell in Neusäß da,
fährst per Auto unverdrossen,
wärst beinahe eingeschossen.
Gibst viel Zeit für andere hin,
so gewinnt das Leben Sinn.
Schenkst so gern, bist kreativ,
fromm, doch kritisch, nicht naiv.
Dich entzückt, wenn’s andere freut,
als das Gegenteil von Neid.
Es beglückt Dich wie ein Kind,
wenn die anderen glücklich sind.
Gründlich, nicht bloß überhops,
tust Du treu auch lausige Jobs,
nutzest jede Stunde Zeit
eh uns winkt die Ewigkeit.
Ich indes musst mich bescheiden,
meine Tätigkeit beschneiden.
Der Verwaltung Krampf und Glück
Legte endlich ich zurück.
Frankls Logotherapie
– hoch von jeher schätz ich die –
macht in Chur noch weiter Sinn,
wenn ich dort nicht tätig bin.
Los zu lassen macht uns frei,
wär nicht manch Problem dabei:
beispielsweise nervt mich schon
Operation auf Operation.
Doch auch Hedi ist geplagt
und bleibt trotzdem unverzagt:
schmerzen Zähne, Füße, Hüfte,
geht sie niemals in die Lüfte.
Vielmehr ist sie fest entschlossen:
Unser Alter wird genossen!
Denn rundum erfreuet sie
überwiegend Harmonie.
Statt dass sie vier Kinder quälen
kann sie sieben Enkel zählen,
Treu sind beieinand geblieben
deren Eltern, auch geschieden.
Eines nur war nicht zu fassen:
dass Maria uns verlassen.
Wird vielleicht nicht lange gehen
dass wir sie noch wiedersehen.
Noch ist’s aber nicht so weit
und das wolln wir feiern heut,
danken Gott für jeden Tag,
den er uns noch schenken mag.
Ist Dein Männle auch behindert,
hint’ und vorne stark gemindert:
Du, mein Schatz, fügst Dich darein,
willst nicht lustig Witwe sein.
Dafür, Hedi, dank’ ich Dir,
bist des Alters Sonne mir.
Ob in Freuden oder Leiden,
niemals möchte’ ich von Dir scheiden.
Mag die Zeit uns vieles rauben,
wir sind einig uns im Glauben,
dass es gilt in jeder Not:
Lieb ist stärker als der Tod.
Und bis dahin machen heiter,
wie gehabt, wir einfach weiter,
festen in der Lieben Runde
und genießen diese Stunde.