Schnell muss es gehen in unserer Zeit.

Heut sind die Leute nicht bereit,

zu warten endlos in Geduld.

Wer sowas tut ist selber schuld,

dass seine Ziele er verfehlt,

denn er bedenke: Zeit ist Geld.

 

Ist die Geduld denn eine Tugend?

Ich hätte lieber ewige Jugend.

Und selbst der Fromme betet so:

Herr, gib Geduld –  doch subito!

 

Mensch, sieh doch wie die Zeit vergeht.

Wer immer noch am Anfang steht,

soll sein Versäumnis nicht noch loben,

verlassen sich auf den da oben.

 

Unwiederbringlich ist die Zeit,

der Tod ist ja nicht allzu weit.

Und ist dann nicht mit lustig Schluss?

Begreif, was man begreifen muss.

 

Weil nicht so happy unser End,

man sich beizeiten was vergönnt.

Denn was vorbei ist, ist vorbei.

Nutz die Versuchung  –  Gott verzeih!

 

Verzeihung ist ja Kerngeschäft

des Herrn, der viel geschehen lässt.

Scheint viel Geduld mit uns zu haben.

Hat keine Müh, uns zu begnaden  –

 

doch eben nicht mit ewiger Zeit.

Auch Alte sind noch nicht so weit,

dass sie genug vom Leben haben,

bis dass sie leiden und verzagen.

 

Dies zu vermeiden wir versuchen.

Ist nicht so leicht, sich’s auszusuchen.

Der Heiland, davon weit entfernt,

hat leidend die Geduld gelernt.

Wer will das schon, ist der bei Trost?

fragt sich der Mensch und ist erbost.

 

Wer hat genügend Grundvertrauen,

kann bis zuletzt dem Vater trauen?

Da müsste es ein ewiges Leben,

die andere Welt, tatsächlich geben.

 

Das glaube, wer es glauben kann.

Man denkt sich heut: Selbst ist der Mann.

Verkennt nicht, dass man sterblich ist,

dass man zu leben nicht vergisst!

 

Ist Leben nicht der größte Wert?

Wer es riskiert, ist der gestört?

Stell nie die Frage des Wozu.

Dein Ich ist wichtig . . .  auch das Du?

 

Wenn du aus dieser Welt musst scheiden,

und hast vermieden vieles Leiden,

es auf die anderen ausgelagert,

statt bloß mit einem Gott gehadert:

Wirst du am Ende glücklich sein?

Warst du es  vorher? Etwa  –  nein?

 

Erinnere dich: Gott hat Geduld.

Doch wir? Wir haben  selber Schuld,

dass wir nicht schätzen seine Gaben.

Solln nun Geduld mit ihm wir haben?

 

Dann könnten wir auch ihm verzeihn.

Besonders, wenn uns leuchtet ein:

Falls Schweres wir zu tragen haben,

gibt er die Kraft, nicht zu verzagen.

 

Des Menschen Schicksal ist zu tragisch,

dass man es  –  durch Verdrängung, magisch,

geduldig, hoffend  –   schaffen kann.

Es kommt auf Gottes Hile an.

 

Geduld jedoch, wo sie am Platz.

Ist besser als der Ratten Hatz.

Verwechsle sie mit Faulheit nicht.

Dann schreckt kein Tod als Endgericht.

 

So ungefähr stellt sich der Tor,

der Struwwelpeter, Leben vor.

Dass Liebe stärker sei als Tod,

das zu erhoffen, helfe Gott.

 

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