Nach Feuerbach ist Projektion

Gott selbst, erst recht dann Gottes Sohn.

Und dass der Mensch viel projiziert,

im Ernst man nicht bestreiten wird.

 

Wir machen ständig uns ein Bild

der Wirklichkeit, sie ist verhüllt.

Verwechsle niemals Bild und Welt,

weil jedes eigen sich verhält.

 

Wenn du das nicht zur Deckung bringst,

entsteht ein reines Hirngespinst.

Vergiss nicht und bezweifle nicht,

dass Wirklichkeit bedeutsam ist.

 

Sie freilich Sphären haben kann,

an die nur schwer man kommt heran.

So bleibt der Hunger ungestillt,

nach einem wahren Gottesbild.

 

Gott existiert wahrscheinlich nicht

der Wissenschaftler Dawkins spricht.

Woher er das annähernd weiß?

Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.

Woher dann Liebe, Geist und Licht?

Versuch und Irrtum langen nicht.

 

Doch wär auch Gott nur Projektion,

so gäb‘s verschiedene davon,

was praktisch von Bedeutung ist

für Moslem, Atheist und Christ.

 

Lässt du die Frage außen vor,

dann frag, ob wirklich sei ein Tor,

wer an des Heilands Vater glaubt,

anstatt auf einen Götzen baut?

 

Die Qualität der Projektion

macht große Unterschiede schon.

Ihr Bild zeigt dir dein Ideal.

Ein falsches bringt dich schnell zu Fall.

 

Nicht hilfreich ist die Illusion

zum Zwecke der Delegation:

Wenn Gott du aufhalst eigene Pflicht,

so funktioniert er meistens nicht.

 

Vertrau auf Gott, das große Du,

doch nimm nicht Maß vom eigenen Schuh.

Zwar ist er herrlich, wunderbar,

doch keineswegs berechenbar.

 

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