Ein Dichterfreund hat mir empfohlen,

beim Reimen nicht zu viel zu wollen.

Man sei präzise, doch vermeid

und lasse aus, was nur gescheit.

 

Da habe ich ganz schön gestutzt,

war im Moment perplex, verdutzt!

Könnt soviel Kluges ich erfassen,

dass sich empfielt, was wegzulassen?

 

Dann habe Fassung ich gewonnen,

bin auf’s Gemeinte draufgekommen.

Wenn ich zitiere und erwähne,

von wem ich eine Weisheit kenne,

und Wissen, Bildung weit verbreit,

dann riecht das sehr nach Eitelkeit.

 

Von ihr bin ich bei Gott nicht frei,

doch halt dafür, es sei dabei

als ein Problem noch eine Tugend,

die mich verfolgt seit meiner Jugend.

 

Die Tugend heißt: Pedanterie.

Die Wissenschaftler schätzen sie.

Denn kein Professor ist erbaut,

wenn man ihm Weisheit einfach klaut.

 

Wer die verströmt, der muss zitieren,

bei Straf den Doktor zu verlieren.

Dies Argument, wenn gut erfunden,

hilft leidlich mir über die Runden.

 

Ich offerier euch eine Theorie,

Aufmerksam bitte prüfet sie:

Hätt ich Zitiertes ausgelassen,

würd es den Todesstoß verpassen,

dem meisten, was ich euch geboten,

und zu verdanken habe Toten.

 

Der wahrer Dichter freilich ist,

wen exklusiv die Muse küsst.

Bin ich ihr dazu zu exotisch?

Wohl eher noch zu unerotisch.

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