Der In-di-vi-du-a-li-ät

des Menschen man es zugesteht,

dass jeder seine Meinung findet,

sie im Gespräch dann gut begründet.

 

Ein Mensch stellt eine These auf.

Und die nimmt billigend in Kauf

ein Zweiter, denn er leugnet nicht,

dass vieles für die These spricht.

 

Ein Dritter meint das Gegenteil.

Auch das mag gelten, alleweil.

Der Zweite meint: Ist auch nicht schlecht,

und kommentiert: Du hast schon recht.

 

Ein Vierter aber wendet ein:

Das kann nicht beides richtig sein.

Das wäre reinster Widerspruch,

exakt so, wie er steht im Buch!

 

Und wieder ist der Zweite dran,

der mit Dissens gut umgehn kann.

Er fühlt sich gar nicht angeeckt,

spricht lächelnd: Ja, das ist korrekt.

 

Und alle Viere warn Chinesen,

seien zufrieden sehr gewesen.

Sie wünschten sich, dass stets man such

den allergrößten Widerspruch.

 

Das wenigstes erzählte mir

ein Reisender. Der war von hier.

Zunächst hab ich da nur gelacht;

doch dann ein wenig nachgedacht:

 

Kommt da was raus? Geht das zu weit?

Sind diese Leute noch gescheit?

Relativismus, derart pur,

der ist doch wider die Natur!?

 

Ob  „take it easy“ man befand

genügend oft  –   im Abendland?

 

14.08.2013

 

 

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