Nicht übermäßig cool und geil

ist das gemeine Vorurteil.

Drum, intellektuell verpönt,

fast jeder „Ismus“ wird verhöhnt.

 

Doch, damit keineswegs geschlagen,

verlegt sich der auf‘s Maskentragen.

Hat jemand etwas ausgeheckt,

wird‘s in Begriffen gut versteckt.

 

Sagt irgendwer „konservativ“,

verbinden viele damit „Mief“.

Es hat das Wörtchen „progressiv“

im Schlepptau „Gutmensch“, und „naiv“.

 

Scholastisch meint „borniert, beschränkt.“

Den Kasperl Aktionist man nennt.

Professor? Nichts als Schall und Rauch,

denn „Besserwisser“ träf es auch.

 

Begriffe sind somit „besetzt“,

und Willkür macht es, dass zuletzt,

ein Ausdruck, durchaus angemessen,

ist Andersgläubigen zum Vergessen.

 

Das, was man meint, erscheint im Klang,

im sprachlichen  Zusammenhang.

Und selten, dass sich einer schäme,

der kommentiert mit Hohn und Häme.

 

Viel Kurzschluss infiltriert das Denken,

nur Bauch, nicht Kopf ist dessen Ort:

und  „jumping to the wrong conclusions“

wird zum beliebten Breitensport.

 

Beweise haben kaum Gewicht,

denn Werte, die beweist man nicht.

Es lebt und stirbt für sie, wer will.

Sei lieber offen, nenn dein Ziel!

 

Zu diskutiern ein Vorurteil

ist durchaus sinnvoll. Alleweil.

Dann nämlich, wenn man so entdeckt

die Wertung, die dahinter steckt.

 

Dann hat Diskurs die Pflicht getan,

es steht nun das Bekennen an.

Auch Werte kollidiern hienieden.

Sei menschlich, tätig für den Frieden!

 

Gewissensfragen löst man nicht

durch die Gewalt, die haut und sticht.

Brich kein Ergebnis übers Knie,

sag: „We agree to disagree“.

 

Intoleranz den Gegner kränkt,

denn unsre Einsicht ist beschränkt.

Ist mein  Gewissen noch so rein:

des Anderen Blick könnt klarer sein.

 

Der Meister selbst hat uns geheißen,

nicht hastig Unkraut auszureißen.

Doch  hat der Menschheit Reifen Zeit

noch eine halbe Ewigkeit?

 

Wenn in der Kirche, Gottes Garten,

Reformen furchtbar lange warten,

dann reden‘s Funktionäre schön:

„Wer’s eilig hat, soll langsam gehn“.

Vom Teufel, sagt man, stammt die Eile,

und schwingt behänd die Gotteskeule.

 

In rauer Wirklichkeit droht Zoff.

gemäß dem Wort von Gorbatschow:

Den, der zu spät das Nötige schafft,

nicht selten die Geschichte straft.

 

Es gilt gerad auf längere Sicht:

Nichtstun bewahrt vor Schaden nicht.

Nicht Vorurteil, nur Urteilskraft

–  und tapfres Tun  –  Befreiung schafft.

 

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