Das, was man heut Gewissen nennt,

ist davon ziemlich weit entfernt.

Man es als Faust im Nacken kennt,

vom Vater eingebläut, gelernt.

 

Doch Viktor Frankl fand dafür

viel besseren Namen, scheint es mir.

Von dem Gewissen nimmt er an

es sei des Menschen Sinnorgan.

 

Sagt es dir, was ein Vater will?

Das könnte durchaus möglich sein.

In voller Freiheit, ohne Drill,

lass dich darauf in Freude ein.

 

Ein Größerer dieser Vater ist,

die Menschen kleine Zeugen.

Obwohl du Sohn von einem bist,

bist niemals du sein eigen.

 

Gewissen hilft dir durch die Welt,

du kannst dich orientieren.

Wenn es dich je zur Rede stellt,

musst nicht den Kopf verlieren.

 

Es mahnt und lockt, doch beißt dich nicht.

Es beißen Schuldgefühle,

wenn guten Rat verdrängst, vergisst,

in deines Treibens Mühle.

 

Gewissen: Freund, kein böser Hund.

Sei froh, wenn du es hast.

Der Mensch ansonsten geht zu Grund

auf seiner Wanderschaft.

 

Ein dummer Kerl, wer drauf verzicht‘,

ist nicht leicht zu ertragen.

Wer es verliert, kein Mensch mehr ist,

müsst eher Tier ihm sagen.

 

Die Nabelschnur zur Transzendenz

ist dir damit verblieben.

Das Wahre, Schöne, Gute kennt’s.

Lern das Gewissen lieben.

Print Friendly, PDF & Email