Katholisch und in Wien geboren
schien ich dem Himmel auserkoren.
Wurd früh als Christ sozialisiert,
und bin gespannt, was kommen wird.
Ich wuchs aus meinem Elternhaus
mit achtundzwanzig erst heraus.
Als Hitler starb, war vierzehn ich;
Gott hat verschont vom Töten mich.
Doch nicht nur das. War in der Jugend
zwar nicht ein Ausbund aller Tugend;
doch hat ein Pater mich gelehrt,
dass glücklich ist, wer Jesus ehrt.
Als Musterschüler, pflegeleicht,
hab‘ die Matura ich erreicht.
Und all die Jahre, Gott sei Dank,
war ich auch niemals ernstlich krank.
Beruflich wusst‘ ich nicht, was tun.
In einer Firma ich darum
verbrachte volle vierzig Jahr.
Auch als Student ich tätig war.
Und beides hat mich nicht frustriert,
weil stets besonders interessiert,
wie freie Wirtschaft funktioniert.
Hab auch darüber dissertiert.
Siebn Jahre blieb das Glück mir treu,
verliebt, vermählt, von Sorgen frei.
Die liebste Frau, kaum zu beschreiben,
wird ewig in Erinnerung bleiben.
Dann hat das Schicksal zugeschlagen.
Sie wurde früh zu Grab getragen.
War für uns beide nicht zu fassen:
Drei kleine Kinder – arm, verlassen!
Gott blieb im Unglück mir gewogen,
denn Oma hat sie aufgezogen.
Bis, wie ein Wunder, nach fünf Jahren,
ich neue Liebe hab erfahren.
Ja, Hedi hat es voll geschafft,
mit großer Lieb und ganzer Kraft,
uns eine zweite Sonn zu sein:
geschenkt von Gott für uns allein. –
Es meint ein kluger Atheist,
dass einiges auszumerzen ist
an Vorurteil und Illusion,
aus früher Indoktrination.
Das kann schon sein. Doch finde ich,
es haben stets geleitet mich,
viel gute Kräfte wundersam.
Weiß nicht, wie sonst ich dazu kam.
Gemacht hab ich nicht selber mich.
Blieb nicht verschont zwar von der Gicht;
doch hab zwei Bypäss überstanden.
Welch Wunder, dass ich noch vorhanden!
Die Deutungsmacht ist mir verblieben,
und auch die Chance noch zu lieben.
Muss suchen keine klugen Gründe,
um mich nun sieben Enkel finde.
Bin alt, doch keineswegs verloren.
Wohl doch dem Himmel auserkoren.
Geschrieben am Jahrtag des Todes meiner Tochter Maria.
