Prognostizieren schwierig ist
sofern die Zukunft es betrifft.
Scheint zu entziehn uns seine Huld,
der Herr, bin ich stets selber schuld?
Gerade dies in Frage stellt
der Heiland, unser kühner Held
Auch warnt der Herr der Jünger Schar
vor obrigkeitlicher Gefahr:
Habt ihr sie mich verfolgen sehen,
wird es euch auch nicht besser gehen.
Propheten man nicht gerne hat,
schon gar nicht in der Vaterstadt.
Wer schlimme Botschaft richtet aus,
den jagt hinweg man aus dem Haus.
Darum im Alten Testament
man die Propheten so erkennt:
Vor Gottes Rufen flüchten sie,
bis sie ein Wal ans Ufer spie. –
In unsrer Zeit der Arbeitsteilung
ist mehr denn je Bedarf an Heilung.
Man kehre um auf falschen Wegen,
wozu Propheten uns bewegen.
Prophet könnt werden zum Beruf,
zum Handwerk, das der Mensch erschuf.
Ist man geschickt, zugleich verwegen,
lässt sich davon so schlecht nicht leben.
Man muss, um Prügel zu verfügen,
das Schlechte aufzudecken lieben.
Wer ständig stöbert nur im Mist,
fühlt schließlich wohl sich wo er ist.
Wenn sich der Andere nun bekehrt,
Schmutz nicht mehr untern Teppich kehrt,
sind Kritiker am End entbehrlich.
Freut sie das wirklich, wenn sie ehrlich?
Bei den Reformern, auch den frommen,
könnt es zur Schadenfreude kommen,
wenn endlich ihre Gegner kriegen
vom neuen Papst verdiente Rügen. –
Bei Kritikastern und Propheten,
Neuorientierung ist erbeten.
Wo finden sie noch Negatives?
Als Spezialisten suchten sie es.
Ich glaub, dass in modernen Zeiten
Berufung anders wär zu deuten.
Prophet ist kein Beruf – nur Job.
Schaff nur so lang, als es tut not!
Musst vom Gewohnten dich entfernen,
zu üben lebenslang das Lernen.
Es sollten nun, in allen Ehren,
Propheten selber sich bekehren.
Und loben Gott, den Heiligen Geist!
Denn immer wieder sich erweist.
dass Christi Kirch nicht tot zu kriegen,
sosehr die Schäfchen das auch üben.
Sei als Prophet nicht negativ,
auch wenn da ist noch etwas Mief.
Propheten gehn nicht in Pension,
verschnaufen aber darf man schon!
Prophet sein ist kein Brotberuf.
Doch, oft genug noch, Gottes Ruf.