Mit „Aug um Auge, Zahn um Zahn“

fing Viktor Frankl nichts mehr an.

Er wollt der Heimat nicht entfliehn.

Er blieb und plagte sich in Wien.

 

Hatt mit Vergeltung nichts am Hut.

Das fanden viele gar nicht gut,

die selbst dem Holocaust entronnen,

wie er nur knapp davon gekommen.

 

Er sprach dereinst am Heldenplatz

so manchen unerhörten Satz.

Man mög von jener Zeit, der harten,

kein Hasseswort von ihm erwarten.

 

Ist sechsundzwanzig Jahre her.

Die Opfer schworen: Nimmermehr!

Das darf kein zweites Mal passieren,

und keiner ins KZ uns führen.

 

Wir wollen nie mehr Opfer sein.

in eigenem Land sei fern die Pein.

Die Sieger haben’s uns gelobt.

Das werde endlich nun erprobt.

 

Und stolz ein Israel entstand.

Viel Blumen sprossen aus dem Sand.

Die Völker, die sich breit gemacht,

hat man um den Besitz gebracht.

 

Gott  selber hatt dies Heilige Land

den Auserwählten zuerkannt.

War dazumal nicht zimperlich,

vor seinem Zorne jeder wich.

 

Doch müssen immerfort auf Erden

die Opfer selber Täter werden?

Verhieß uns Gott ein Jammertal,

gemacht von Menschen, die brutal?

 

Denn einst, vor schon zweitausend Jahren

hat Neues diese Welt erfahren.

Ein Reis erblüht im Heiligen Land.

Ein Kind man in der Krippe fand.

 

Doch immer noch ist bloß Advent,

Ach, dass dies Kind Beachtung fänd!

Dass man sein Kreuz nun sinnvoll trüge

nie nur als Zeichen unserer Lüge.

Sieh Gott, gemordet durch die Römer,

auch Juden, Christen, meistens Männer.

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