Dass ich den Achziger noch geschafft

ist staunenswert,  ja fabelhaft.

Zwar fühl ich mich befremdlich müd,

der Doktor sagt: “multimorbid“.

 

Die Schulter schmerzt, ist strapaziös,

da luxuriert, nicht luxuriös.

Mein Tritt ist zögernd, etwas schwächlich,

hinfällig und darum gebrechlich.

Der Klang ließ nach auf beiden Ohren.

Doch   –   noch ist Polen nicht verloren!

 

Denn sieh, die Ärzte sind entspannt.

Es hat den Anschein vorderhand,

dass mich, professionell betreut,

auch reduziertes Leben freut.

 

Erlebe zwar ein bisschen mies mich,

schlaf in der Nacht, tagsüber siech ich.

Doch bleibt Kontakt mir immerhin

mit allerlei Sparten Medizin

 

Und weil die neuesten Medikamente

sind keineswegs schon Sakramente,

setzt Dr. Simma, zwar nicht nur,

doch ziemlich viel auf die Natur.

 

Der Markus Schmid schwört auf Chinesen,

die zu Millionen sind genesen.

Primarius Heinzle mit der Säge,

räumt lästige Knochen aus dem Wege.

Der Pulmologe Dr. Cerkl

hält in Betrieb der Lungen Werkel.

Und last not least ein Kardio-Fuchs

bewacht den Herzschlag wie ein Luchs.

 

Doch so verschieden die Methoden,

meist längerfristig, manchmal Moden:

Da jeder Mensch recht kompliziert

er angepasst behandelt wird.

 

Die  nächste Frage ist: Wie weiter?

Gelassen, trübe oder heiter?

Statistisch dürft ich zwar schon scheiden

statt investiern in weitere Leiden.

 

Ich sähe es nicht zynisch-kalt,

wenn mancher dächte: Stirbt er halt!

Denn wer im Blättle hat gestanden,

war wohl genügend lang vorhanden.

 

Soll ich nun nur mehr rückwärts schauen,

um zu entfliehn des Alters Grauen?

Will durchaus mich ins Schicksal schicken,

doch lieber noch nach vorne blicken!

 

Dort wartet ja nach einiger Zeit,

auf uns die ganze Ewigkeit.

Darf Gott vertrauen ohne Bange,

ertrug er mich doch herzlich lange.

 

Und wenn er dann dies Leben stutzt,

bitt  ich nur, dass es ausgenutzt.

Es dämmert mehr und mehr mir dies:

Tod ist OK. Macht ihn nicht mies!

 

Seid also fröhlich meine Lieben,

die ihr bis heut mir treu verblieben.

Gewiss, das Scheiden tut schon weh,

wenn ich dann einmal von euch geh.

 

Klar ist auch in realer Sicht:

Onassis freit die Witwe nicht.

Drum gilt‘s zu ordnen Hab und Gut,

bevor ich  nehme meinen Hut.

 

So ist schon manches noch zu tun,

doch guten Muts bekenn ich nun:

Erhalten bleibt durch alle Zeit

ein großes Stückchen Dankbarkeit!

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